Commodore stellt am 23.7.1985 im Lincoln Center, New York den Amiga
(später in Amiga 1000 umbenannt) vor. Der Rechner schlägt in Bezug
auf Grafik und Ton alles bisher da gewesene, selbst Apples Macintosh
und den ST von Atari. Genau wie bei Mac und ST arbeitet im Inneren
des Amiga der 68000-Prozessor von Motorola, allerdings wird dieser
auch noch von speziellen Custom Chips unterstützt, was einen zusätz-
lichen Geschwindigkeitsgewinn bringt. Mit dem Amiga hält eine gra-
fische Benutzeroberfläche ("Workbench") Einzug, die sogar präemptives
Multitasking beherrscht. All das hat allerdings auch seinen Preis:
bei seiner Einführung kostet der Amiga noch über 6000 DM.

1986 wird der Amiga 1000 endlich in Deutschland ausgeliefert.
Wegen des hohen Preises verkauft er sich allerdings nicht gerade
in hohen Stückzahlen.

Commodore gerät in arge finanzielle Schwierigkeiten.
(1. Geschäftsquartal 1985: Verluste von 40 Millionen US$),
Gerüchte von einem drohenden Konkurs gehen um.
Selbst eine Übernahme durch den Erzrivalen Atari scheint nicht
ausgeschlossen. Commodore engagiert Thomas Rattigan (vormals
Manager bei Coca Cola) und entgeht knapp dem drohenden Ruin.

Im Dezember 1986 wird der einmillionste C64 in Deutschland verkauft.
Aus diesem Anlass legt Commodore eine besondere Serie goldener C64
auf, angeblich limitiert auf 160 Stück (es wurden aber deutlich mehr
produziert).
Diese wurden vorzugsweise an wichtige Persönlichkeiten und Presse
verteilt.

1987 werden die beiden Nachfolgemodelle des Amiga 1000, der Amiga 2000
und der Amiga 500 herausgebracht. Der Amiga 500 ist in der Tradition
von VC20 und C64 ein Tastaturrechner und wird auch folgerichtig als
Heimcomputer vermarktet, der Amiga 2000 kommt als Desktop-Variante mit
Steckplätzen für Erweiterungskarten als professionelle Maschine auf
den Markt. Ansonsten sind die neuen Modelle praktisch identisch zum
Amiga 1000.

Commodore engagiert sich, wie Atari und einige andere Hersteller,
mittlerweile auch im zukunftsversprechenden PC-Bereich. Als erstes
wird der PC1 eingeführt, ein IBM PC-Kompatibler ohne Steckplätze.
Der Preis ist allerdings für einen PC gnadenlos günstig: 1000 DM!

1988 wird der Amiga 2500 vorgestellt. Eigentlich handelt es sich dabei
nur um einen normalen Amiga 2000, der mit verschiedenen Zusatzkarten
erweitert wurde. So hat z.B. der 2500AT eine eingebaute 80286-Brücken-
karte, der 2500UX eine Turbokarte mit MC68020 (und Unix, daher das UX).

1990 kommt der schon lange erwartete Amiga 3000 endlich auf den Markt.
Als erstes Amiga-Modell verfügt er über Zorro-III-Slots, einen inte-
grierten SCSI-Hostadapter und den leicht verbesserten ECS-Chipsatz.
Die Architektur des A3000 ist komplett auf 32 Bit ausgelegt. Als Pro-
zessor kommt der Motorola 68030 zum Einsatz, vereinzelt gibt es später
auch Modelle mit einem 68040. Erstmalig wird das neue OS 2.0 mitge-
liefert, das etliche Bugfixes und Verbesserungen gegenüber der Version
1.x beinhaltet. Der Amiga 3000 wurde auch in einer Towerversion als
Amiga 3000T herausgebracht. Heute sehr rar und hoch gehandelt. Sein
Gewicht gleicht seiner materialen Stabilität.


SUN zeigt Interesse an einer OEM-Lizenz, um den A3000UX (UX wie beim
A2000 für Unix) als Ergänzung im Low-End-Bereich ihrer SUN-Workstations
zu produzieren. Commodore läßt sich diesen Deal aber leider durch die
Lappen gehen.

Als Nachfolger des A500 wird der Amiga 500+ herausgebracht.
Der Rechner wird mit OS2.0 ausgeliefert und verfügt serienmäßig über
1 MB ChipMem sowie den erweiterten Chipsatz (ECS), ansonsten ist er
mit seinem Vorgänger identisch.

1991 bringt Commodore als eine Mischung aus CD-Player und Amiga 500
das CDTV (Commodore Dynamic Total Vision) heraus. Ein CD-ROM-Laufwerk
ist fest eingebaut, die Grundfunktionen des Rechners können per Fern-
bedienung gesteuert werden. Das Design entspricht einer HiFi-Komponente
der heimischen Stereoanlage, schwarzes Gehäuse mit LED-Anzeige an der
Front. Leider wurden beim CDTV wieder technische Rückschritte gemacht,
z.B. kommt der seit 1990 überholte Original-Chipsatz zum Einsatz,
außerdem wird das ebenfalls seit 1990 überholte OS 1.3 mitgeliefert.

Der Amiga 600 (A300) kommt auf den Markt, mit fast identischen Features
zum Amiga 500+. Das Gerät ist der erste in SMD-Technik gefertigte
Amiga, dadurch können in der Produktion einige Kosten gespart werden.
Der A600 kommt aber bei den Usern nicht sehr gut an, weil er eben
nicht mehr leistet als ein A500+, dafür aber einige Nachteile mit
sich bringt: die Tastatur wurde verkleinert und der Ziffernblock
eingespart, der vom A500(+) bekannte Erweiterungsbus ist zugunsten
eines PCMCIA-Ports weggefallen. Da auch der interne Erweiterungsslot
sich von dem des A500(+) unterscheidet, können dessen Erweiterungen
nicht weiterbenutzt werden.

1992 werden die neuen Modelle mit dem wesentlich erweiterten
AGA-Chipsatz eingeführt: der Amiga 4000 (September) und der Amiga
1200 (Dezember).
Commodore hat aus dem Fehler A600 gelernt, und der A1200 ist wieder
ein Tastaturrechner für den klassischen Heimcomputermarkt, der A4000
ist als professionelles Desktopgerät mit Erweiterungssteckplätzen für
den Profibereich gedacht. Der A1200 wird sehr schnell ein großer
Erfolg und bricht alle Verkaufsrekorde.

1993 bringt Commodore die erste Videospielkonsole mit 32 Bit auf den
Markt, CD32. Obwohl die Verkaufsergebnisse gut sind, kann Commodore
nicht mehr genügend Geräte absetzen, um sich aus den immer größer
werdenden finanziellen Schwierigkeiten zu befreien.

Nach einem Verlust von US$ 177 Mio. im dritten Quartal gibt Commodore
die Einstellung der kompletten PC-Linie bekannt.

Im März 1994 wird die Commodore-Aktie an der New Yorker Börse erstmalig
ausgesetzt. Es folgen Massenentlassungen und Schließungen von Ferti-
gungsstätten. Die Entwicklungsabteilung wird heruntergefahren und
schließlich ganz aufgelöst, ebenso die Produktion.
Am 29. April schließlich meldet Commodore International offiziell
Konkurs an. Einzelne Tochterfirmen wie Commodore UK und Commodore
Deutschland arbeiten noch einige Monate weiter, werden aber
schließlich auch in den Konkurs gezogen.

A
m 20. Juni 1994 stirbt Jay Miner, der Vater der Custom Chips der
Atari XL/XE und des Amigas, im El Camino Hospital in Mountain View
an Nierenversagen.


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