Die NASA in Cape Canaveral verwendet Amigas
Quelle Originalartikel: http://www.amiga.de/diary/1998/980924.html

von: Hal Greenlee, ehemaliger NASA-Mitarbeiter.

Ja, es gibt ein aufwendiges System von Amigas, die bei der NASA in Cape Canaveral
seit 1987 in Hangar AE verwendet werden. Ich habe für die Ausgabe 8/96 der "Amiga
Computing
" einen Artikel geschrieben, der beschreibt, wie die Amigas genutzt werden
und war ein Mitglied des Teams, das dieses System eingerichtet hat. Ich war der
kaufmännische Entwickler unserer Gruppe und habe einen großen Teil der Bewertung
und den Erwerb der Ausrüstung geleitet. Ich habe immer nach den neuesten Speicher
Turbokarten und anderen Geräten gesucht, um die Fähigkeiten des Systems zu er-
weitern.

Dieses System wurde primär dafür gebaut, um zwei unbemannte Raketenprogramme
zu unterstützen, nämlich die Atlas-Centaur und die Delta-Raketen. Es bearbeitet die
Daten der Nutzlast (und manchmal der Rakete), um sie auf Rolltabellen, Monitoren
und Ausdrucken darzustellen. Hangar AE diente dem NASA-Personal und dem Personal
der Lieferanten, um alle wichtigen Plattformtests und die Abschüsse zu überwachen.
Er war für die Nutzlastlieferanten wichtig, weil ihre eigenen Einrichtungen dem Perso-
nal oftmals weder den Platz noch die Flexibilität boten, um alle Tests überwachen zu
können. Daten werden auch rund um das Cape und zu Einrichtungen der Lieferanten
woanders im Land geschickt, wo wir kleine Versionen des Amigasystems installiert
hatten. Ingenieure, die nicht zum Cape reisen konnten, können diese Fernsysteme
dazu nutzen, während der Plattformtests in Echtzeit ihre eigene Auswahl an Daten-
kanälen zu betrachten.

Das CARDS-Programm zur Datenpräsentation im Hangar AE hat bis zu 700 Rolltabel-
lenkanäle, mehrere hundert Videomonitore und eine Vielzahl von Hochgeschwindig-
keitszeilendruckern. Ein Ingenieur, der an einem Monitorterminal sitzt, kann zu jeder
Zeit eigene Videobilder einrichten, die eine beliebige Kombination von gewünschten
Messungen anzeigen oder er kann bestimmen, dass einer der Drucker einen Ausdruck
macht.

Die ersten Systeme waren Amiga 1000 mit Byte für Byte programmierten PALs und
Ronin Hurricane Turbokarten mit 14,32 MHz 020ern; zusätzlich hatten wir noch selbst
entwickelte Zorro I-Karten zur Ein- und Ausgabe der Daten. Die zweite Generation
waren Amiga 2500 mit CSA Rocket Launchers (030/882 50 MHz) und I/O-Karten, die
für die Zorro-II-Spezifikation angepasst waren. Die jetzige Generation besteht aus
4000ern in Micronik-Towern mit Warp Engine 040/040 Turbokarten und verbesserten
I/O-Karten.

AE hat auch zwei 060er-Karten und einen 060/PPC; es wurde noch nicht viel mit dem
PPC gemacht, weil die Programmierer zu sehr damit beschäftigt waren, mit von Tag zu
Tag laufenden Tests und der Software fertig zu werden, besonders seit Dave Brown
am Jahresanfang ausgeschieden ist.

Das multitaskingfähige OS hat es ermöglicht, im CARDS-Programm viele Dinge zu tun,
die mit Windows oder einem Mac ein Alptraum oder gar unmöglich wären. Messungen
können während das Programm läuft hinzugefügt oder verändert werden. Wenn
Centaur sich einschaltet während ein Delta-Test läuft, kann auch sie behandelt
werden, ohne dass man irgendetwas wieder hochfahren müsste.

Man prügelt auf Commodore ein, aber wir hatten mit ihnen eine gute Arbeitsbeziehung
und bekamen für gewöhnlich Hilfe, wenn wir sie brauchten. Die Ingenieurtrupps waren
klasse; das Management ein zusammengewürfelter Haufen.

Die Amigas in Hangar AE sollten noch einige weitere Jahre in Betrieb sein, auch wenn
keine neuen Amigas erscheinen.

Hal Greenlee, ehemaliger NASA-Mitarbeiter

HardDrivers Co.

übersetzer dieses Artikels: Rüdiger Engel 26.09.1998