20 Jahre Amiga: Ein Nachruf                 Der Amiga im Wandel der Zeiten
Montag, 25. Juli 2005     Original von Christian Rentrop   (überarbeitet)

Totgesagte leben länger.
Oder sollte man sagen: Tote sollte man Ruhen lassen? Weder noch, wenn es um den Amiga geht. Der existiert nämlich seit inzwischen rund zehn Jahren in einer Zwischenwelt. Nicht wirklich lebendig, nicht wirklich tot, wird er von seinen Fans unter extremen Einsatz von Zeit und Geld künstlich beatmet und am Leben erhalten. Sterbehilfe steht nicht zur Debatte.

Es waren die 1980er Jahre, Mofas und Jeansjacken machten Teenager überall in der Republik glücklich. Die Frisuren waren ähnlich schlimm wie heute, nur ohne Stinktier-Streifen und Eisenbeschlägen, die jedem Rindvieh gleichen. Die Musik war auch noch erträglich. In diese Zeit wurde der Amiga geboren. Ursprünglich als Konsole konzipiert, zog der Hersteller Commodore im letzten Moment die Notbremse und stieß in den boomenden Heimcomputer-Markt vor.

Der Amiga war ein Erfolgsmodell.
Binnen kürzester Zeit schwang er sich auf den Olymp der Computer hinauf, ein Erfolg ohne Frage, was sicherlich auch der seinerzeit überragenden Rechenleistung und dem niedrigen Preis zu verdanken war und der Tatsache, dass der Rechner für damalige Verhältnisse mit rund 1000 Mark, also rund 500 Euro, sehr günstig war.

Doch vor allem das technische Design machte den Amiga zu einem Gewinner: Als Zwitterwesen aus PC und Konsole nutzte er Bestandteile beider Welten. Vom PC schaute er sich die Benutzung eines Betriebssystems, Maus und Tastatur ab, von der Konsole gab es das Kick-Rom spendiert, das die Ausführung von Spielen ohne Betriebssystem erlaubte. Die Tatsache, dass der Amiga für jede Funktion, ob Grafik oder Sound, über souveräne Chipsätze verfügte, machte ihn für die heute jämmerlich erscheinende Taktrate von 7 Megahertz unglaublich schnell. Eine Tatsache, die dafür sorgt, dass erst aktuelle PCs einen Amiga fehlerfrei emulieren können.

Spieler wechselten zu Windows
Die große Geschichte des Amigas kippte in dem Moment, in dem seine überragenden Multimedia-
Fähigkeiten nichts besonderes mehr waren. Als die PC-Welt dank billiger Hardware, Festplatten und
Soundkarten begann, den Amiga zu überholen, war der kleine Rechner schnell aus dem Geschäft
gekickt. Ehemalige Amiga-Nutzer erinnern sich, dass man wegen Spielen wie TIE-Fighter oder
Day of the Tentacle, die nicht mehr für den Amiga veröffentlicht wurden, auf den PC umstieg.
Windows 95 gab dem Amiga Ende 1994 dann endgültig den Todesstoß. Das, was den Amiga und den Mac bis dato vom PC unterschied, war die einfache Benutzbarkeit dank eines graphischen Betriebssystems. Microsoft konnte erst durch Windows 95 mit so etwas aufwarten, vorher war DOS die einzig populäre Alternative auf PC-Plattformen, Windows vor Version 95 war ja ohnehin kein echtes Betriebssystem, sondern ein Aufsatz für DOS.

Untote auf Reisen
Der Amiga hätte eigentlich tot sein müssen, den Heldentot gestorben, zumal die letzten Amiga-Modelle wie der Amiga 1200 und Amiga 4000 zwar wirklich gute Systeme waren, deren großer Nachteil aber ihr hoher Preis war. An dieser Tatsache hatte auch der Mac zu knapsen und so kam es, dass Apple haarscharf am Konkurs vorbeischlitterte, wohingegen die PC-Inflation Commodore in den Ruin trieb.

Nun allerdings geschah das Unfassbare: Statt den Amiga ruhen und in den Olymp der besten Rechner aller Zeiten aufsteigen zu lassen, wurde er am Leben erhalten. Sein Ruf war gut und die Hoffnung, das System wieder neben dem PC platzieren zu können, war latent. Mit dem Erfolg, dass sich immer neue Firmen an lebensverlängernden Maßnahmen versuchten, zum Teil bis zum finanziellen Ruin.

Der Amiga-Fluch
So wechselte Commodore nach der Pleite den Besitzer, die Rechte gingen an den damaligen Vobis-Konkurrenten ESCOM, der kurz darauf pleite ging: Man hatte angekündigt, den Amiga und den C64 neu aufzulegen, was mit Amiga 4000 und 1200 auch gelang. Inwieweit die Pleite mit dem Amiga-Kauf zusammenhing, ist fraglich, allerdings zeichnete sich schnell eine Art Amiga-Fluch ab. Der besagt, dass alle, die sich an der Belebung des Amiga versuchen, zum Scheitern verurteilt sind. Nett ausgedrückt.

Gateway kaufte die Amiga-Rechte, statt unter dem Firmennamen Commodore wurden die Rechner nun von der Tochtergesellschaft Amiga International vertrieben, mit wenig Erfolg. So kündigte Amiga International diverse Rechner an, die den Amiga zum Leben erwecken sollten, darunter zum Teil progressive Prototypen mit PowerPC-Architektur, wie sie in Macintosh-Rechnern Verwendung findet, auch von einem Amiga 5000 und 6000 war die Rede und sogar von Amiga-Steckkarten für den PC war die Rede. Nichts davon wurde Realität, derweil veraltete das Betriebssystem Amiga OS 3.1 von 1994 zusehend.

Aufstieg zum Idealisten-System
Zwar kam 1999 nach viel hin- und her endlich Version 3.5 auf den Markt, die allerdings konnte weder sonderlich überzeugen, noch verkaufte sie sich wegen der inzwischen doch recht dünnen Basis treuer Nutzer besonders gut. Spätestens, mit gutem Willen, war zum Jahrtausendwechsel endgültig Schluss mit dem Amiga. Oder es hätte Schluss sein müssen.
Doch der Amiga wäre nicht der Amiga, wenn er nicht weiterhin Idealisten angezogen hätte. Die Totenglocken wollten einfach nicht läuten und taten es bis heute nicht. Als 1999 die Amiga-Ära endgültig zu Ende ging, zog Amiga International, inzwischen verkauft und umbenannt in Amiga Incorporation, weiterhin halbe Asse aus dem Ärmel. Es war die Rede von Amiga OS auf Linux-Basis und der Veröffentlichung des Betriebssystems als Open Source.Lötnähte überall
Die klassische Hardware war bereits zusehends am verwesen und wurde nur noch von Lötnähten zusammengehalten, als er dann tatsächlich 2003 erschien, der Amiga One. Der Amiga One war kein kompletter Computer, sondern ein Mainboard mit Prozessor, entwickelt von der britischen Firma Eyetech. Statt eines Intel-Chips oder Motorola-Chips steckte eben ein PowerPC-Prozessor im Sockel, der aktuell mit Taktraten von bis zu 1,1 Gigahertz verbaut wird. Erfolgreich ist er nur bei Freaks.

Inzwischen hatte sich das Amiga-Erbe ordentlich verstreut. Auch die Betriebssystem-Umgebung, Ende der 1980er Jahre ein unglaublich fortschrittliches Betriebssystem mit 32 Bit und Multitasking-Fähigkeiten und grafischer Benutzeroberfläche, war inzwischen gespalten. So gab es zwei Ansätze zur Fortentwicklung: Ziel von Amiga Inc. war die Fortentwicklung von Amiga OS im klassischen Sinne, also auf Basis des Motorola-Prozessors oder des Power-PCs.

Auf zu neuen Ufern
Der andere Ansatz war die Weiterentwicklung auf Basis aktueller Hardware, zum Beispiel Intel-Plattformen. Dazu zählt sowohl das Open-Source-Projekt AROS, das Amiga Research Operating System, als auch das inzwischen ebenfalls kaum noch beachtete MorphOS. Im Grunde geht es darum, ein zum letzten "offiziellen" AmigaOS 3.1 kompatibles Open-Source-Betriebssystem zu schaffen. Allerdings sind die Lager der Entwickler zerstritten und man kommt nur schwer voran.

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2005. Noch immer gibt es Idealisten, die sich weiterhin hinter ihre zehn Jahre alten Maschinen klemmen, um den Amiga künstlich am Leben zu erhalten. Der Kultstatus ist weiterhin vorhanden, allerdings zeigt ein Blick auf die News-Websites, dass sich die Entwicklergemeinde an Strohhalme klammert. Der Amiga wird, auch dank inzwischen extrem uneinheitlicher Technik wohl kaum noch einmal das Licht der breiten Masse erblicken.

Schluss, aus, vorbei
Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin sogar Fachmagazine im Print-Format, auch wenn diese ebenfalls langsam aussterben. Der Amiga hat sich vom Kumpel im Kinderzimmer zu Frankensteins Monster entwickelt, zum Leben erweckte Leichenteile, die irgendwie funktionieren, letztendlich aber nichts anderes wollen als in Ruhe gelassen und nicht zerrupft zu werden. Und selbst die letzten hartgesottenen Fans greifen inzwischen lieber zum PC respektive Mac mit Emulator, als sich den Widrigkeiten der gefledderten AmigaOS-Derivate zu ergeben.
Am 23. Juli 2005 wäre der Amiga 20 Jahre geworden. Am 23. Juli 1985 wurde er der Weltöffentlichkeit präsentiert. 20 Jahre sind eine lange Zeit im Computer-Business. Zeit, in Würde abzutreten.

Wer denkt nicht gern an seine Jugend zurück? Ich bekam meinen ersten Computer zu meinem zwölften Geburtstag, es war im Sommer 1991. Es war ein Amiga 500, natürlich. Damals hatte jeder einen. Die armen Kinder mit PC- oder gar Atari waren in den meisten Fällen aufgeschmissen. Und wie so oft gibt es viele Anekdoten aus der Amiga-Zeit.


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20 Jahre Amiga: 20 Jahre Amiga: Remember the Time?           Back to the Roots
Montag, 26. Juli 2005     Original von Christian Rentrop   (überarbeitet)


Zuverlässig? Pustekuchen!
Wer behauptet, der Amiga sei zuverlässig gewesen, der sei eines besseren belehrt: Auch der Amiga hatte seine Abstürze, meist in Form von Guru Meditations, dem charmanten Gegenstück zum Bluescreen bei Windows XP. Da half nicht einmal ein Reset. Witzigerweise hatte der Amiga 500 aber auch keine Reset-Taste, da half nur der Druck auf den Kippschalter, der den Rechner an- und ausschaltete.

Doch fangen wir einfach mal vorne an. Rund 1000 DM legten meine Eltern damals für das Gerät samt flimmerndem Bildschirm hin und zwar in einer Special-Edition. Special Edition bedeutete zuerst einmal, dass dem Rechner ein paar Extras beilagen, dazu zählten vor allen Dingen ein paar Spiele, zum Beispiel Ports of Call, eine Handelssimulation über das Reederei-Wesen.

Aufgebaut und eingerichtet in 5 Minuten
Der Computer war schnell aufgebaut. Da der Amiga an sich ein All-in-One-Rechner war, brauchte es nur wenige Kabel: Eines zwischen Rechner und Bildschirm, die Maus am Joystick-Stecker und natürlich das Netzkabel. Für Sound musste noch ein Cinch-Kabel zwischen Rechner und Boxen gespannt werden. Eine Motorola-CPU mit 7 Megahertz und satte 512 Kilobyte Arbeitsspeicher standen zu meiner Verfügung.

Von Installationen oder Betriebssystemen musste man seinerzeit nichts wissen. Ein Bildschirm forderte zum Einlegen einer Diskette ein und schon ratterte das eingebaute Diskettenlaufwerk los. Nichts mit Vise oder Installer, das Spiel startete von ganz alleine, so wie heutzutage CDs unter Windows. Je nach Umfang des Spiels konnte es nach wenigen Sekunden oder Minuten Ladezeit losgehen. Der Amiga war ja hauptsächlich zum Spielen gekauft worden. Und das konnte man mit der Maschine wirklich gut. Das erste Spiel war ein direkt für 10 Mark gekaufter Space-Invaders-Klon gewesen.

Diskettentausch für Profis
Am nächsten Morgen wurde die Neuanschaffung erst einmal in der Schule verkündet. Zweck der Aktion: Man wollte in die klassische Filesharing-Gemeinde aufgenommen werden. Damals war noch nichts mit MP3s oder DVDs, getauscht wurden Spiele und zwar auf Diskette. Diese fassten satte 880 Kilobyte und manch ein Profi hatte bereits Zugang zu Mailboxen, dem Vorgänger des Internets, in denen Cracker ihre geknackte Software zum Download anboten.

Diese Crack-Versionen waren nicht nur kopierschutzfrei, sondern auch oft genug mit "Trainer-Modi" ausgestattet, mit denen man sich beispielsweise unendlich Leben geben konnte, ähnlich wie heute bei Cheats für die Konsolen. Das Medium Diskette hatte allerdings gewisse Nachteile. So kostete eine Packung passende Datenträger für den Amiga rund 10 Mark, eine Mark pro Diskette. Und dann mussten die Disketten auch noch formatiert werden, was pro Diskette ein paar Minuten in Anspruch nahm. Entsprechend beliebt waren auch die Jungs, die ihre leeren Disketten unformatiert eintauschten.

Mos Eisley ist ein Dreck dagegen
Der Schulhof-Tauschhandel funktionierte ungefähr so: "Hast Du Spiel XY?" Manchmal wurde auch gefragt, ob es was neues gäbe. Dann wurde die Zahl der benötigten Disketten ausgerechnet und am nächsten Tag brachte der Dealer die Spiele mit und nahm die leeren Disketten entgegen. Meist nahm er noch einen Bonus von 20 oder 40 Prozent in Form von Disketten, für den Arbeitsaufwand. Profis schafften sich schnell noch einen Stapel Diskettenlaufwerke an, dann ging das Kopieren schneller.

Für 10 kopierte Disketten musste man im schlechtesten Fall 14 Leerdisks auf den Tisch legen. Natürlich variierten die Tarife je nach Alter des Anbieters und seinen technischen Kapazitäten. Glücklich, wer wie ich die größten Tauscher in der Verwandtschaft hatte, dann fielen die Spiele nämlich meist umsonst ab. Der Besitz von riesigen Diskettenboxen zeigte nicht nur die patenmässige Herrschaft über einen ganzen Stab von Stoff-Lieferanten, sondern auch die Beliebtheit in der "Szene". Denn wer sozial in Misskredit gefallen war, bekam auch keine Spiele mehr kopiert, so einfach war das.

Natürlich wurde auch gekauft
Doch genug der Kopiererei. Natürlich haben wir auch Spiele gekauft und natürlich auch zu jeder Gelegenheit schenken lassen. Darunter Klassiker wie Lotus Turbo Challenge 2 oder die Lemmings, Spiele, deren PC-Umsetzungen niemals auch nur ansatzweise die Qualität des Amiga-Originals halten konnten. Spiele wie Monkey Island mit bis zu vier Disketten wurden am Amiga durchgespielt, auch wenn man je nach Spieltempo schnell einen Krampf im Arm bekam. Da Festplatten noch sehr teuer waren, griffen auch Profi-Zocker zum zweiten Diskettenlaufwerk, weshalb auch ein reger Leihhandel mit zweiten Laufwerken im Gange war. Die wurden übrigens am Parallelport angeschlossen, von USB hätten wir damals bestenfalls träumen können.
Viele Amiga-User benutzten ihren Computer ausschließlich zum Spielen, doch sollte auch die leistungsfähigen Programme nicht unerwähnt bleiben. Neben musikalischen Tools war es vor allem das Malprogramm Deluxe Paint, das in Kombination mit einem rund 500 Mark teurem 24-Nadel-Drucker seine Fähigkeiten ausspielte. Und es gab sogar schon 3D-Renderer wie POV-RAY, mit denen sich 3D-Bilder erstellen ließen, allerdings nicht in Echtzeit, sondern mit einer speziellen Programmiersprache.

Starke Software, starker Rechner
Sogar Videobearbeitung war mit dem Amiga möglich, allerdings brauchte es dazu Zusatzhardware, die jedes Taschengeld-Limit gesprengt hätte. Halb so schlimm, hatten doch die wenigsten User seinerzeit Videokameras. Der Schnitt erfolgte in Echtzeit, zum heute üblichen Schnitt von Festplatten-Dateien fehlten sowohl Festplatten-Kapazitäten, als auch Rechenleistung. In Sachen Echtzeit hielt sich der Amiga jedoch recht gut in einer Zeit, in der PCs gerade mal in der Lage waren, VGA-Grafik darzustellen, wenn überhaupt.

Das allerdings zählt alles nicht zu meinem privaten Amiga-Horizont. Der Knabe hatte wie alle Jungs in dem Alter nur Spielen im Kopf und dank der einfachen Bedienung des Amigas musste man sich für diesen Zweck auch nicht tiefer mit der Materie befassen. Man sprang mit den Giana Sisters durch Marios Welten, metzelte Pixelmännchen im Spiel "Wings of Fury" oder lachte sich scheckig, wenn Guybrush mal wieder ein dreiköpfiger Affe begegnete. Die Spielewelten waren pixelig, doch das machte ihren besonderen Charme aus. Damals brauchte man nicht mehr, der Amiga bot genug.

Rätselhafter Joystick-Tod
Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie viele Joysticks in der Amiga-Zeit dran glauben mussten, auch dank Spielen wie "Summer Games". Erst klemmten die Feuerknöpfe, dann klemmte die Richtungsanzeige. Das Schöne war, dass Joysticks zwar mehrere Tasten hatten, aber es nur einen Feuerknopf gab. Außerdem passten Mega-Drive-Joypads an den Amiga, was besonders gut programmierten Jump & Runs wie Chuck Rock oder BC-Kid einen besonderes Konsolen-Feeling verpasste. Übrigens liefen die Joysticks ohne jeden Treiber, beim PC bis heute undenkbar.

Allerdings zeichnete sich bereits die Speicher-Eskalation ab: Manche Spiele verweigerten mit 512 Kilobyte RAM schlicht und ergreifend den Dienst. Eine Speichererweiterung musste heran, weitere 512 KB für rund 60 Mark, umgerechnet 30 Euro, nach heutigem Kaufwert aber bestimmt 40 Euro. Soviel kosten heute 512 Megabyte RAM, das ist das Tausendfache. Der Speicherriegel ließ sich mit einem Kippschalter an- und ausschalten. Der Grund war schnell geklärt: Manche Spiele weigerten sich nämlich vehement, mit so viel Speicher zu arbeiten. Stattdessen verabschiedeten sie sich in Richtung Guru Meditation oder verweigerten den Start.

Action Replay: Cheaten in der Kommandozeile
Dann kam das Action Replay-Modul dazu, das es erlaubte, Spiele selbstständig zu cheaten, sprich: Leben, Zeiten und allerlei andere spielrelevante Zähler zu beeinflussen. Ich habe die Funktionsweise nie kapiert, obwohl das Handbuch doch recht eindeutig war. Spielen, sterben, Knopf drücken, Spielen, zweimal sterben, Knopf drücken. Irgendwann wusste das Modul dann, an welchem Wert die Leben hingen und man konnte diesen Wert im Arbeitsspeicher verändern.

Als GUI-verwöhnter Amiga-Nutzer war ich natürlich nie in die Verlegenheit gekommen, mit einer Kommandozeile zu arbeiten – woher sollte ich also wissen, dass "*.*" ein Platzhalter für eine Datei in einem Befehl ist? Das Action-Replay-Modul war in dieser Hinsicht ein Reinfall. Das mit den Platzhaltern lernte ich erst später unter DOS. Da war der Amiga aber schon im Begriff, im Kinderzimmer meines 5 Jahre jüngeren Cousins zu Tode gequält zu werden.

Weg vom Amiga
Der Grund, der mich Anfang 1994 auf den PC umsteigen ließ, war ein völlig anderer, als der, der mich später vom PC zum Mac gebracht hat. Ich wusste damals, dass ich mit dem PC die schlechtere Lösung wählen würde, doch mich faszinierten die zahlreichen Bastelmöglichkeiten und die inzwischen wesentlich höhere Geschwindigkeit. Als Lucasarts dann ankündigte, dass Day of the Tentacle niemals für Amiga erscheinen würde, war der Entschluss gefasst. In der Rückschau vielleicht keine so gute Idee, zumal nicht logische Entscheidungen, sondern die Spiele schuld waren. Dabei war der Amiga zum Arbeiten das wesentlich zuverlässigere System.